Pontifikalamt zum Aschermittwoch in der Regensburger Niedermünsterkirche

Glück ist eine Nebenwirkung

REGENSBURG (pdr/vn) – Während der ein oder andere das Gefühl habe, dass jetzt „alles vorbei“ sei, würde es für den Christen ab dem Aschermittwoch geistlich „erst wieder richtig losgehen“. Das hat Bischof Rudolf Voderholzer während des Pontifikalamts am Aschermittwoch in der Niedermünsterkirche in Regensburg gesagt. Die vorösterliche Bußzeit lade dazu ein, Masken und Schein abzulegen, um zum wahren Lebenskern zu gelangen.
Beim abendlichen Gottesdienst mit Aschenauflegung beschrieb Bischof Voderholzer die Fastenzeit als „Einübung in ein gelingendes, frohes und glückliches Leben“. Glück könne nie das Ziel sein, sondern trete stets als Nebenwirkung auf, erklärte der Bischof in seiner Predigt. Während viele Kanäle in der Gesellschaft etwas anderes suggerieren würden, werde diese Erkenntnis von Weisheitslehrern und Philosophen über die Jahrhunderte hinweg bestätigt. Ein Bericht aus der „Süddeutschen Zeitung“, der kurz zuvor veröffentlicht worden war, bestätige diese Einsicht.
Alternativer Ansatz in
psychosomatischer Klinik
Eine Ärztegruppe in einer psychosomatischen Klinik in Prien am Chiemsee berichte nämlich von einem alternativen Therapie-Ansatz für Kinder mit Burnout-Erscheinungen und Magersucht-Erkrankungen. Neben der körperlichen Genesung gehe es vordergründig darum, gemeinsam mit den Kindern und Jugendlichen Perspektiven und Ziele zu erarbeiten. Wer eine Aufgabe habe, „für die es sich lohnt zu leben, zu lernen, Opfer zu bringen“, werde Glück erfahren und könne Sinn erleben. In einem zweiten Schritt würden sich diese Erfahrungen auch positiv auf die körperliche Gesundheit auswirken, hob Bischof Voderholzer hervor.
Kabarettist hilft im Orient
Bischof Rudolf nannte als weiteres Beispiel den caritativen Einsatz des Kabarettisten Christian Springer, der selbigen Tags beim Aschermittwoch der Künstlerinnen und Künstler als Gastredner aufgetreten war. Christian Springer engagiert sich in der Orienthilfe. Bischof Rudolf Voderholzer berichtete von einem Telefonat mit dem Kabarettisten. Es fand demnach statt, als dieser gerade im Libanon unterwegs war. Dort half er Kindern, die nach der Hafenexplosion, die international großes Aufsehen erregt hatte, und einem Erdbeben in Not geraten waren.
„Wer sein Leben retten will, wird es verlieren“, erklärt Jesus den Jüngern im Matthäusevangelium (Mt 16,25). Biblisch ausgedrückt gehe es an dieser Stelle ebenfalls um die Urerfahrung des Menschen: Der Mensch wird erst dann glücklich, wenn er andere glücklich machen kann. In erster Linie gelte es, sein Leben Gott hinzugeben, um es zu gewinnen, sagte der Bischof weiter.
Ziele neu ordnen
Glück lasse sich oftmals erst im Nachhinein feststellen; bei einer Reflexion am Ende des Tages oder etwa beim Schreiben eines Tagebuchs lasse sich diese Erfahrung machen. Auch die Emmausjünger erkannten erst im Nachhinein das Glück, das sie erfahren durften, als sie mit Jesus unterwegs waren. Mit Blick auf die Fastenzeit ermutigte Bischof Rudolf Voderholzer die Gottesdienstbesucher, auch die eigene Lebensgestaltung zu reflektieren. Oftmals müssten Ziele und Perspektiven neu geordnet werden. Ganz in diesem Sinne lenke das Aschenkreuz den Blick weg von einer Haltung, die den eigenen Nutzen in den Vordergrund stellt, hin zur Frage: „Was kann ich geben?“ Das Kreuz, als Zeichen der Verwandlung vom Tod zum Leben, stelle immer ein „großes Plus“ dar, sagte Bischof Voderholzer weiter.
Mit den Worten „Bedenke, Mensch, dass du Staub bist und wieder zum Staub zurückkehren wirst“, empfingen die Gläubigen im Anschluss an die Predigt das Aschenkreuz. Mit diesem Zeichen auf der Stirn gingen die Gläubigen hinaus.